PTQ Portland in Ljublijana


2014 - 04 - 14
Oliver Polak-Rottmann



Nach langer Zeit habe ich mich nun wieder dazu entschlossen, einen Artikel für den Spielraum zu schreiben. Grund für diese Entscheidung war mein Sieg letzte Woche beim PTQ Portland in Ljublijana. Ich werde euch in diesem Artikel etwas über das Turnier erzählen und dabei Tipps zum Sealed Deck Bauen und Draften geben. Ich hoffe, dass ihr die hier gewonnen Informationen gewinnbringend beim PTQ in Schwechat anwenden könnt und euch damit ebenfalls ein Ticket für die Pro Tour in Portland erspielt. 

Üblicherweise sind mir Reisen zu PTQ's mit einer Fahrzeit von mehr als 3 Stunden zu lange, dieses Mal gab es aber die Option, davor eine Nacht in Klagenfurt zu verbringen und am nächsten Tag gemütlich eine Stunde nach Laibach zu fahren. Zusätzlich zu den angenehmen Anreisebedingungen fühle ich mich in diesem Format ausgesprochen wohl. Dadurch, dass ich das Format für die letzten beiden Pro Touren testen musste und dazu bereits ein PTQ-Season in dem Format stattfand, habe ich schon ausreichend Erfahrung gesammelt. Grundsätzlich finde ich, dass Removal mal wieder das allerwichtigste ist dicht gefolgt von den Raritäten. Allerdings sind die Decks mit ordentlich Bestow ebenfalls nicht zu unterschätzen. Abgesehen von diesen Faktoren ist eine solide Manabasis ein wichtiger Grundstein zum Erfolg. 6-6-6 Manabasen funktionieren in diesem Format definitiv nicht, daher ist es erstrebenswert, ein zweifarbiges Deck zu bauen.

Wer das Format auch nur ansatzweise vom Draften kennt, weiß wie schnell Spiele in diesem Format zu Ende gehen können. Wenn es notwendig ist oder es sich wirklich auszahlt, vertragen die meisten Decks einen leichten Splash, aber auch dieser sollte durch Tempel, Unknown Shores oder Traveler's Amulet abgesichert sein. Ausgeschlafen und voller Elan bekam ich dann folgenden Pool:


Der erste Blick auf die vorhanden Rares war sehr erfreulich und sofort kommt mir die Idee, ein Rot-Grünes Deck mit Polis Crusher, Mistcutter Hydra und dem Phönix zu bauen. Weiters beinhaltet dieser Pool 5 extrem starke Multicolor-Karten, welche man nach Belieben splashen könnte. Schwarz hatte zwar die meisten Karten, über die Stärke dieser braucht man allerdings leider wenig diskutieren. Abgesehen von dem Pain Seer war eigentlich keine einzige wirklich gute Karte dabei. Weiß war auch relativ dünn und konnte auch sofort ausgeschlossen werden. Ich wusste daher, dass es eine Kombination aus blauen, grünen und roten Karten werden müsse. Die Rares leiteten mich also in eine rot-grüne Koalition, diese ging sich wie meistens aber knapp nicht aus.




Selbst wenn man das Amulett ins Deck packt, kommt man nur auf 21 Spielkarten und ein Splash schien mir nicht sonderlich sinnvoll, daher will ich auch nicht mehr Worte zu dieser Kombination verlieren. Nachdem der erste Versuch also in die Hose gegangen ist, habe ich mich an eine Kombination aus blauen und grünen Karten gemacht die von den Lightning Strikes und dem Polis Crusher unterstützt werden. 




Auch bei diesem Build gerate ich noch nicht sonderlich in Ekstase, da das Deck eigentlich keine Gegenwehr aufbringen kann. Die Kurve ist nicht ausbalanciert und Druck kann man nicht ausreichend aufbauen. Sedge Scorpion gepaart mit dem Vortex Elemental bieten zwar eine akzeptable Defense in den frühen Zügen des Spiels, die Lightning Strikes tun dies aus dem Splash allerdings nur bedingt. Vor Zug 4 kann man eigentlich keine Kreatur mit einem Effekt auf das Board auslegen und die 2 Drops sind im späten Spiel sehr schnell "outclassed". Hinzu kommt, dass man etwas viele Fettsäcke hat und alle Enchantments eher Füller als Qualitätskarten sind. Durch die Abstinenz von 3-Drops scheint es nicht möglich, ein brauchbares Target für das Raised by Wolfes zu finden und bei der Fülle der Highdrops wird diese Karte ordentlich entwertet. Stratus Walk macht eigentlich auf kaum einer Kreatur in diesem Deck Sinn und Fate Foretold ist ohne Heroic auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Selbiges gilt für das Time to Feed, welches realistisch nicht vor Turn 6 oder 7 einen Effekt auf das Board haben wird. In dieser Kombination würde man zwar ein Deck mit ausreichend Spoilern und Gameendern vorfinden, aber die Abwesenheit von Tempokarten, einer ausgeglichenen Kurve und Manabeschleunigern bringt mich dazu, die letzte Möglichkeit auszuprobieren. Ich gehe mit dem Blau-Grünen Deck zwar stark in die Kritik, es ist allerdings trotzdem ein akzeptables, wenn auch kein großartiges Deck.




Schlussendlich haben wir die Kombination gefunden, mit der ich dann auch in das Turnier gegangen bin. Das Deck wirkt auf den ersten Blick gar nicht so großartig, wie es tatsächlich ist. Man hat eine schöne ausgeglichene Kurve, kann ausreichend Druck aufbauen und sich ebenfalls gut verteidigen und das Lategame sollte man mit dieser Masse an Qualitätskarten kaum verlieren. Der größte Unterschied zum vorherigen Deck ist, dass alle Karten in diesem Deck perfekt miteinander synergieren und man je nach Matchup unterschiedliche Gameplans anwenden kann. Die Lightning Strikes sind in der Hauptfarbe um vieles stärker als aus dem Splash, da sie tatsächlich die Kurve verstärken. Die Stratus Walks scheinen auf den ersten Blick auch nicht sonderlich stark zu sein, sind sie allerdings. Mit den Kragma Butchers, dem Everflame Eidolon und dem Aerie Worshippers hat man eine Auswahl an richtig guten Targets, die das Spiel im Alleingang sehr schnell beenden können. Ein weiterer Allstar in diesem Deck war der Wavecrash Triton. Er macht nicht nur den Boden zu, sondern ermöglicht durch seine Fähigkeit, die Verteidigung des Gegners auszuschalten. In einem Sealed Deck mit dieser Masse an Fliegern und Evasion-Kreaturen ist der Effekt richtig getimed gut für einen unerwarteten Angriff, speziell mit den beiden Haste Kreaturen. Wer aufmerksam den Kartenpool angesehen hat, dem fällt jetzt auf, dass es aber auch einige Karten gibt, die nicht mitspielen dürfen. Es hätte auch die Option gegeben, das Deck um einiges offensiver zu bauen und dann Karten wie Deathbellow Raiders, Fearsome Temper, Portent of Betrayal und Borderland Minotaur zu spielen und vermutlich auf den Splash zu verzichten. Das Deck wäre dann um einiges schneller gewesen und hat das Ziel den Gegner so schnell wie möglich zu überlaufen. In diesem Fall würde ich nicht zum Splash der 3 grünen Kreaturen raten, da man sich es dann nicht erlauben kann, eine Karte auf der Hand zu haben, die man möglicherweise nicht auslegen kann. Traveler's Amulet ist in einem aggressiven Deck auch nicht unbedingt die Karte, die man ziehen will. Wenn wir jetzt allerdings bei der dreifarbigen Version bleiben, kann man jedenfalls den Borderland Minotaur und die Prescient Chimera diskutieren. Beide Karten sind im Sealed Deck gute Karten, die eigentlich genug Qualität haben, um mitmachen zu dürfen, allerdings verfolgen sie nicht zwingend den Plan des Decks, da sie keinen großartigen Effekt auf das Spiel haben und nicht optimal in die Kurve passen. Voraussetzung dafür ist es, zuerst einmal Karten zu finden, die schlechter sind als diese beiden, und das wird sehr kompliziert. Entweder man lässt den Deepwater Hypnotist links liegen und macht sich dadurch anfälliger gegen aggressivere Decks und verringert die Chance, ein schönes Tempospiel mit den Butchern zu spielen, oder man verzichtet auf den Horizon Scholar, der im Sealed schon eine richtige Ansage ist. Auch der Verzicht auf Stratus Walk oder Rise to the Challenge ist denkbar, allerdings verringert man das Powerlevel des Tritons und packt nur irgendwelche Kreaturen ins Deck anstelle von Karten, die einem Optionen ermöglichen, das Spiel in die gewollte Richtung zu leiten. 


Unterm Strich muss man sagen, dass ich hier wirklich das Glück hatte, ein nahezu perfekter Deck zu bekommen. Man könnte sich vielleicht noch ein Voyage's End wünschen oder Karten wie Nimbus Najad, aber an sich hat man alles, was man braucht. Man hat eine ausgeglichene Kurve, super Kreaturen, die großteils noch Evasion haben, etwas Bestow und Spoilerrares, die den Gameplan perfekt unterstützen. Ich habe dann im Zuge des Events 6-0-2 gespielt und nur 2 Games verloren. Eines gegen einen Turn 3 Xenagos, God of Revels, der aus einem Satyr Hedonist rausgesprungen ist, und ein Spiel gegen ein schwarz-blaues Controldeck, in dem ich eigentlich keine Kreatur am Tisch behalten konnte, weil alles gebounced oder zerstört wurde. Dadurch, dass ich nicht viel Sinn darin sehe, euch Spielbeschreibungen von Limitedspielen zu geben, werde ich euch zusätzlich noch ein wenig vom anschließenden Top8-Draft erzählen.


Nach dem Swiss fand ich mich in Seat 2 wieder und so wie wir im Draft gesessen sind wusste ich, dass ich frühestens im Finale gegen den Erstplatzierten spielen müsste. Das ist relevant weil das heißt, dass ich jedes Match anfangen darf und damit aggressive Strategien noch besser zur Entfaltung kommen. 


Mein erster Booster ist nicht sonderlich und die Entscheidung fällt zwischen Oracle of Bones oder Fall of the Hammer. Das Oracle ist eine sehr starke Karte mit der Option, vollkommen verrückte Sachen mit dem Gegner zu machen, Fall of the Hammer hingegen ist ein solider Pick, der perfekt in das rot-weiße oder rot-grüne Heroic Deck passt und daher auch mein Pick ist.

Realistisch könnte ich aus diesem Booster Loyal Pegasus oder Rise to the Challenge wheelen. Im nächsten Booster fehlt die Rare und es kommt bei mir zur Entscheidung zwischen Akroan Skyguard und Glimpse of the Sun God. Aufgrund meines Firstpicks sehe ich zu diesem Zeitpunkt den Skyguard als bessere Karte und picke ihn, auch wenn die Glimpse eine richtig starke Karte in diesem Archetype ist.

Pick 3 kommt es zur Entscheidung zwischen Fated Conflegration und Satyr Nyx-Smith. An diesem Punkt muss ich endgültig die Entscheidung treffen, in welche Richtung das Deck gehen soll, wähle die aggressive Variante und picke den Satyr. Wenn ich allerdings das Oracle Pick 1 genommen hätte, wäre es wohl die Conflegration geworden. Im nächsten Booster findet sich keine brauchbare Karte für mich außer einem Loyal Pegasus, den ich dankend annehme, das Pinnacle of Rage wäre dann wohl doch etwas zu viel für dieses Deck gewesen.

Spätestens im nächsten Booster bekomme ich das Zeichen, dass ich richtig unterwegs bin in Form eines Bolt of Keranos - allerdings befinden sich auch hier noch ausreichend rote Karten im Pack. 2 Imperous Sunchaser und der geöffnete Loyal Pegasus runden das Booster ab und ich bin ziemlich zufrieden mit Booster 1, auch wenn ich mir nicht sonderlich viele rote Karten im nächsten Booster erwarte. 


Booster 2 startet gleich mit der Entscheidung zwischen Phalanx Leader und dem Hunderthändigen. Ich picke den Leader, da ich so aggressiv wie möglich sein will und eigentlich keine 4 Mana-Karten im Deck landen sollte. Es folgt ein Ordeal of Heliod und ein Akroan Crusader aus einem (für mich) leeren Booster. Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber ab diesem Zeitpunkt kann ich in diesem Pack nur mehr Bronze Sable und ein Portent of Betrayal für mein Deck einsammeln. Backdrafts in Form von Voyage's End, Ordeal of Thassa, Wavecrash Trition, Omenspeaker, Baleful Eidolon und Viper's Kiss sind die Folge. Dass mein Nachbar zur linken in Rot gehen wird, war mir nach Booster 1 recht klar, allerdings hat sich der Typ neben ihm in WRB reingesetzt und meine ganzen Picks abgesahnt. Booster 3 musste mich also heraus reißen, speziell weil ich erst 15 Spielkarten hatte, keine Sideboardoptionen und ich kein 3farbiges Aggrodeck spielen wollte. Nachdem ich zuerst den Master of Waves sehe und fast zusammensacke, entdecke ich einen weiteren Phalanxleader gefolgt von einem Akroan Hoplite, einem weiteren Ordeal und weiteren Qualitätskarten. Im Endeffekt sah das Deck dann folgendermaßen aus:




Viel weiter nach unten kann man seine Kurve eigentlich nicht mehr drücken und es gibt nicht viele Decks, in denen man wirklich nur 15 Länder spielen kann. Die einzige Sideboardkarte war ein Ray of Dissolution, was durch den schwachen zweiten Booster bedingt war. Leider habe ich auch keine von den billigen Bestow-Kreaturen bekommen und ebenfalls keinen Dragon Mantle. Mir war bewusst, dass ich es gerade so geschafft habe, ein gutes Deck zusammen zu bekommen, allerdings musste ich auf der Hut sein, da es nicht perfekt war und auch nicht so viele Spells im Deck waren, um Heroic zu triggern. Diese Aufgabe wurde allerdings gut von Spark Jolt und Portent of Betrayal erledigt, auch wenn das nicht der eigentliche Sinn dieser Karte sein sollte. Im Viertelfinale durfte ich dann gegen meinen Master of Waves aus dem UB-Controldeck mit Shipwreck Singer ran, aber einmal die Sirene abgestellt und das Match war innerhalb von 5 Minuten vorbei. Game 2 habe ich ihn Turn 5 gekillt. In der Zwischenzeit hatte ich die Möglichkeit die Decks der anderen in Aktion zu sehen und habe mich eigentlich recht sicher gefühlt. Im Halbfinale hat Benni Leitner auch nicht viel länger als 5 Minuten durchgehalten und so musste ich im Finale gegen Julius Innauer ran, der noch dazu das unangenehmste Deck für mich in den Kampf führte. Eine niedrige Kurve mit 2 Pharika's Cure, ausreichend Fliegerblocker und einem Arbor Collossus mit Sideboardoptionen auf Eye Gouge und ähnlichen Späßen. Natürlich war er auch der Seat 1 nach dem Swiss und ich musste mein Anspielrecht abgeben, was natürlich auch kein Vorteil ist und so stand es auch recht schnell 1-0 für ihn. Game 2 muss ich mulliganen und er zerstört mir gleich Turn1 ein Tier mit Eye Gouge und holzt meine Kreaturen reihenweise ab. Zum Glück hat er sein Pharikas Cure etwas zu früh verbraten und ein einziger Sunchaser mit einem Ordeal kann das Spiel nach Hause fliegen. Game 3 mulliganen wir beide, aber mein Draw ist um vieles besser als seiner und damit habe ich den PTQ gewonnen. Ich freue mich schon jetzt auf die Pro Tour Portland und wünsche euch viel Erfolg bei euren Möglichkeiten, euch ebenfalls zu qualifizieren!


 



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