Legacy - How to play: Vendilion Clique


2013 - 06 - 04
Marc Rathai



Vorwort:

Kurz etwas zum Hintergrund: Auf Turnieren findet man immer wieder Neulinge, aber auch Leute die sich schon ein wenig auskennen, die keine Ahnung haben, wie man eine bestimmte Karte spielt. Gerade bei Netdecks ist das natürlich schlimm, da man einfach eine Liste kopiert und keine Ahnung hat, warum eine bestimmte Karte darin überhaupt gut ist. Genau das tun Neulinge jedoch oft - und das ist auch völlig ok. Ich möchte an dieser Stelle jetzt gerne die Karten vorstellen, zu welchen öfter Fragen auftauchen, bzw. welche völlig falsch gespielt werden.
Es geht explizit NICHT darum, wie man eine Karte in einem bestimmten Deck und in einem bestimmten Format spielen soll, sondern nur um deren Anwendung im Allgemeinen.

Dabei ist jedoch Folgendes zu beachten:

Jeder macht Fehler, ganz besonders ich. Ich lasse mich gerne korrigieren, wenn ich einen Fehler gemacht habe, oder vielleicht SELBST etwas falsch mache. Darum an alle potentiellen Kritiker: Bitte sachlich darlegen, WARUM ich ein Idiot bin und was man besser machen kann ;-)

Die Karte, um die es hier geht:

Vendilion Clique





In welchen Decks wird diese Karte gespielt?
Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll nur als Beispiel dienen.
Anders als Cabal Therapy letzte Woche ist die Vendilion Clique auch in Modern legal und wird dort sehr fleißig gespielt. Ich fange also einmal damit an:
Das bekannteste Deck dürfte momentan wohl UWr Midrange sein. Hinzu kommen Decks wie UB Delver, UW Control, Splinter Twin, Gifts Control und viele andere.
Im Legacy findet man die Karte unter anderem in Team America, UW Miracle, BUG, Esperblade und UR Delver.

Wie wird diese Karte gespielt?
Vendilion Clique erfordert beim Spielen, ähnlich wie die Cabal Therapy, ein gewisses Maß an Verständnis und Kenntnis des Formats, jedoch nicht in gleich hohem Maße. Generell lassen sich einige Grundregeln festhalten, welche von Neulingen im Umgang mit der Karte oft falsch gemacht werden.

  1. Ihr könnt als Target der Fähigkeit auch euch selbst wählen.
    Das ist besonders dann wichtig, wenn man auf der Suche nach einer bestimmten Karte ist, einfach nur die Stärke seiner Hand verbessern oder sich vor gegnerischem Discard schützen möchte.

    Beispiel: Ihr habt in eurem Zug mit 5 Ländern im Spiel einen Stoneforge Mystic gecastet und euch einen Batterskull gesucht, der zu euren wenigen Winconditions gehört und das Spiel vermutlich im Alleingang nach Hause fahren kann. Natürlich spielt ihr nur einen, da ihr ja Stoneforges habt. Euer Gegner spielt jetzt in seinem Zug eine Cabal Therapy. Bämm. Wenn euer Gegner jetzt kein Volltrolltel ist (oder er eh einen Krosan Grip auf der Hand hat), würde er als Ziel den Batterskull ansagen, was euch weit zurückwirft. Nicht etwa, weil ihr eine Handkarte weniger habt, sondern weil eure Wincondition weg ist und ihr sie auch mit einem weiteren Stoneforge NICHT erneut tutoren könnt. Davon ausgehend, dass ihr keine Counter für die Therapy habt, kommt jetzt eure Clique ins Spiel. Ihr spielt sie, targetet euch selbst, zeigt den Skull vor, legt ihn unter die Bibliothek und zieht eine neue Karte - und schaut dann zu, wie euer Gegner traurig guckt und euch entweder gar nichts oder etwas weniger Relevantes nimmt.

  2. Ihr sagt das Target der Clique erst an, wenn sie resolved ist, d.h. das Spielfeld betreten hat, da es sich um einen "Enters the Battlefield"-Trigger handelt. Das bedeutet, dass man, wenn die Clique gegen einen selbst gespielt wird, nicht einfach seine Hand vorzeigt, weil ihr dem Gegner im schlimmsten Fall so noch einen kostenlosen, einmaligen Telepathy-Effekt schenkt, obwohl er sowieso sich selbst targeten wollte. Oder, und das ist natürlich der Worst-Case, der Gegner wollte euch targeten, ihr zeigt ihm aber ohne Not eure Hand und er schließt daraus, dass er sich auch ruhig selber targeten kann, da er ja sein Ziel noch nicht bestimmt hatte.

  3. Der Trigger resolved auch dann, wenn die Clique als Reaktion darauf umgeschossen wird (z.B. mit Murderous Spoils)).

  4. Das Ansehen der Hand eines Spielers ist mandatory, muss also durchgeführt werden, das Auswählen einer Karte, die unter die Bibliothek gelegt wird, ist optional, kann also auch einfach nicht durchgeführt werden. Es ist z.B. wenig ratsam dem Stormcombospieler der 2 Länder im Spiel hat und eine Hand aus Lotus Petal, Lotus Petal, Lotus Petal, Dark Ritual, Dark Ritual, Cabal Ritual hält irgendeine Karte wegzunehmen und ihn umsonst cantrippen zu lassen, da egal was man nimmt, die Chance, dass er mit der nachgezogenen Karte einfach gewinnt, drastisch erhöht wird.

  5. Wenn die Situation es zulässt, kann man dem Trigger auch einfach keine Bedeutung zumessen und die Clique als einfachen Beater benutzen. Am Ende des gegnerischen Zuges reingeflasht, kann sie somit gleich zuhauen gehen. Dieser Punkt leitet dann auch ganz geschickt in den nächsten über:

 

Wann spiele ich die Clique? inkl. Beispielen

Die Vendilion Clique hat anderem Discard (ich benutze jetzt einmal diesen Begriff, auch wenn er nicht 100% korrekt ist, da der Gegner nachziehen darf) gegenüber einen gewaltigen Vorteil: Sie hat Flash und ist damit wie ein Sofortzauber nutzbar. Auf der einen Seite ist dies natürlich wunderbar, denn das macht sie so stark, auf der anderen Seite verleitet es viele Leute dazu, sie einfach immer "End of Drawstep" zu spielen, weil sie das mal irgendwo gelesen haben. In der Tat ist die "End of Drawstep"-Clique mächtig, weil sie den Gegner manchmal quasi timewalked, allerdings ist sie einfach nicht gegen jedes Deck und vor allem nicht zu jedem Zeitpunkt die richtige Entscheidung.


  • Beispiel 1: Spieler A (Team America) gegen Spieler B (UW Stoneblade)
    Spieler A hat gerade mit 3 Ländern im Spiel seinen dritten Zug beendet. Das Board ist ansonsten leer. Spieler B, der ebenfalls mit 3 Ländern im Spiel spielt, geht in seinen Drawstep und zieht eine Karte. Das schlimmste, was A zu diesem Zeitpunkt passieren kann, ist ein resolvter Jace, the Mindsculptor. Dafür benötigt B ein Land und dann Jace - klingt machbar. Damit dies nicht passiert, spielt A am Ende des Drawsteps die Clique, schaut sich die Hand von B an und nimmt ihm ggf. den Jace.
    Das ist natürlich die optimale Theorie - doch was passiert, wenn B jetzt einen Brainstorm spielt und als Reaktion auf den Trigger den Jace oben auf die Bibliothek legt? Richtig, A kann den Jace nicht wählen, hat allerdings trotzdem einen Zug gewonnen um eine andere Lösung für das Problem zu finden und entweder 2:1 getauscht, weil B seinen Brainstorm zur Rettung benutzt hat und zusätzlich ein Removal benötigt, um die Clique loszuwerden, oder dafür gesorgt, dass die erste Aktion des resolvten Jace in der nächsten Runde kein Brainstorm sein kann, sondern ein Fateseal oder ein Bounce sein muss - und der ist auf eine Clique offensichtlich nicht so effektiv. Beides macht den Jace erst einmal schlechter. Natürlich gibt es hier noch viele Variablen, die dazwischen funken können (B hat Removal auf der Hand oder im Brainstorm gesehen z.B.), aber solche Situationen müssen von Spiel zu Spiel beurteilt werden. Generell wäre dieses Play allerdings in Ordnung.

  • Beispiel 2: Spieler A (Esperblade) gegen Spieler B (Sneak Show)
    Generell ist hier die End-of-Drawstep-Clique auch möglich, doch gibt es effektivere Plays. Ein Beispiel wäre, dass B sein Show and Tell casten darf, während A als Reaktion darauf seine Clique spielt und dem Gegner die Kreatur nimmt, die er ins Spiel cheaten wollte. Ich hoffe der Unterschied wird hier deutlich: End-of-Drawstep-Clique sorgt für eine Kreatur auf Seite von Spieler A, macht -1 Handkarte bei A, gibt A einen zusätzlichen Zug und sorgt dafür, dass B sich ein "Comboteil" neu suchen muss. Das ist ok, Play 2 macht allerdings: 1 Kreatur auf Seite von Spieler A, - 1 Handkarte bei A, gibt A einen zusätzlichen Zug, macht -1 Handkarte bei B und sorgt dafür, dass B sich 2(!) Comboteile neu suchen muss. Offensichtlich ist das wesentlich besser.
    Natürlich kann das schiefgehen, wenn der Gegner 2 Kreaturen hat, das ist aber nicht der Regelfall.

  • Beispiel 3: Legacy wird auf dem Stack gewonnen: Spiel gegen Brainstorm
    Es gibt Situationen in denen will man dem Gegner auf jeden Fall eine bestimmte Handkarte nehmen, weiß aber, dass er diese mit einem Brainstorm einfach retten kann. Eine Clique alleine wird hier meist wenig ausrichten. Flankiert von anderem Discard wird es jedoch ziemlich gut. Spieler A castet Thoughtseize. Spieler B möchte eine bestimmte Karte seiner Hand auf jeden Fall behalten, spielt also einen Brainstorm. Während dieser Brainstorm jetzt auf dem Stack ist, kann Spieler A seine Clique spielen und die problematische Handkarte entfernen.

  • Beispiel 4: Spieler A aktiviert die Fähigkeit eines Stoneforge Mystic. Als Reaktion darauf kann Spieler B nun eine Clique spielen und Spieler A die Ausrüstung, z.B. einen Batterskull, aus der Hand nehmen. Spieler A hat nun das Mana bezahlt und seinen Zug darauf ausgerichtet gehabt die Ausrüstung ins Spiel zu bringen - wo offensichtlich nichts draus geworden ist. Wichtig ist es hier zu warten, bis Spieler A die Fähigkeit vom Stoneforge selbst aktiviert hat - denn sonst tut er dies einfach als Reaktion auf die Clique und bringt die Ausrüstung ins Spiel

  • Beispiel 5: Spieler A (UW Miracle) gegen Spieler B (UW Stoneblade):
    Spieler A aktiviert End of Turn von B sein Sensei's Divining Top, um es auf seine Bibliothek zu legen und eine Karte zu ziehen. Er revealed Entreat the Angels mit einem Haufen Mana offen. An dieser Stelle ist die Funktionsweise der Miraclefähigkeit wichtig: Man castet die Karte nicht in dem Augenblick, in dem man sie vorzeigt - es geht vielmehr ein Trigger auf den Stack, der aussagt, dass man sie nach seinem resolven für seine Miraclekosten spielen KANN. B kann also als Reaktion auf den Trigger von A eine Vendilion Clique spielen und das Entreat von Spieler A unter die Bibliothek legen, so dass dieser es nicht casten kann.

  • Beispiel 6: Spieler A (RUG) gegen Spieler B (Esperblade)
    Spieler A spielt am Ende des Zuges von Spieler B einen Brainstorm, legt 2 Karten zurück und aktiviert anschließend sein offenes Misty Rainforest um die für ihn wertlosen Karten loszuwerden. Spieler B kann nun als Reaktion auf das Aktivieren des Fetchlandes seine Clique spielen, was Spieler A dazu zwingt, eine seiner guten Karten zu verlieren und eine von denen, die er eigentlich loswerden wollte, nachzuziehen, bevor er mischen kann, was seinen Brainstorm ziemlich entwertet.

Abschluss und weitere Literatur

Mir ist natürlich klar, dass dieser Artikel sicher erweitert und optimiert werden kann, ich hoffe jedoch, damit dem ein oder anderen die Funktionsweise dieser Karte aufzeigen zu können. Auch sind die oben genannten Beispiele nur genau: Beispiele. Die Liste mit Situationen in  denen gezeigt wird wann welches Play gut ist, ist lang und ich würde
mich freuen, wenn ihr in den Kommentaren ein paar weitere Beispiele bringen könnte.

 

Marc Rathai






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