Das Treasure-Cruise-Meta
2014 - 11 - 13
Philipp Reber
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Hallo liebe Leser und Willkommen zu meinem zweiten Artikel.
Wie ihr im letzten Artikel vielleicht bemerkt habt, spiele ich sehr gerne Modern. Seit Khans of Tarkir ist in diesem Format ein großer Umschwung passiert. Dieser Artikel soll dazu dienen, die Ursachen des Umschwungs zu analysieren, die neuen Decks die daraus resultieren zu erörtern und Möglichkeiten zu besprechen, sich auf das neue Meta einzustellen. Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen.
Der Ursprung des „Meta-Shifts“
Mit Khans of Tarkir wurde das Powerlevel in Standard stark angehoben, im direkten Vergleich zu Theros. Die Allied Fetchländer wurden reprinted und die Karten, die neu erschienen sind, sind deutlich stärker als die meisten in den vorhergegangenen Sets. Dies hat insbesondere starke Auswirkungen auf das Modern Format, da die Karten mit ihrem Erscheinen auch in diesem Format legal sind. Die Fetchländer ermöglichen eine stabilere Manabase für die meisten Decks, da es eher möglich ist, auf das gewünschte Land im gewünschten Zug hin zu kommen. Im besten Fall, kann man sich sogar nur darauf konzentrieren, möglichst wenig Schaden beim Zusammenfügen der Manabase zu nehmen.
Dabei ist natürlich im speziellen die Frage zu stellen, welche Decks denn von den Fetchländern am meisten profitieren? Eine stabile Manabase ist schön und gut, jedoch haben die Fetchländer noch einen anderen wesentlichen Effekt auf das Deck in dem sie gespielt werden. Sie dünnen die Bibliothek aus und ermöglichen dem Spieler somit eine bessere Kontrolle darüber, wie viele Länder sich in seinem Deck befinden und damit direkt auf die Chance, diese Länder zu ziehen. Dies stärkt Strategien, welche möglichst wenige Länder ziehen und spielen möchten. Das betrifft in Modern besonders zwei Decks: Delver und Burn.
Burn ist ein Deck, das davon lebt, den Gegner möglichst schnell durch Spells und Kreaturen zu töten. Dabei hauptsächlich durch Spells, die 3 oder mehr Schaden verursachen. Viele bezeichnen Burn auch als Kombo-Deck in Modern, da in den meisten Fällen nur eine gewisse Anzahl an Burn Spells von Nöten ist, um das Spiel zu gewinnen. Fetchländer helfen dem Deck, indem sie die Chance reduzieren, unnötige Länder zu ziehen. So erhöhen Fetchländer die Effizienz des Decks und ermöglichen eine höhere prozentuelle Chance, die nötigen Burn Spells zu ziehen, um das Spiel zu gewinnen.
Delver ist ein Deck basierend auf der Karte Delver of Secrets / Insectile Aberration. Die Karte hat unglaubliches Potential im richtigen Deck und das Delver-Deck versucht, dieses Deck zu sein. Die Strategie beläuft darauf, möglichst viele gute Spells und Kreaturen, die mit Spells synergieren, zu spielen. Fetchländer helfen auch hier, die Chance des Delver Flips zu erhöhen und synergieren sogar mit der Fähigkeit des Delvers. So kann man nach dem Delver Trigger ebenfalls Fetchen, um eine ungewollte Karte nicht zu ziehen. In den meisten Fällen wird man jedoch versuchen, den Delver flippen zu lassen, und dazu muss man vorher sein Deck von den Ländern befreien, die die Chance auf einen Flip hindern.
Die zusätzlichen Fetchländer sind jedoch nicht der Hauptgrund für den starken Meta Shift, tragen jedoch ebenfalls dazu bei. So sind folgende Karten wesentlich einflussreicher auf die oben genannten Decks:
Monastery Swiftspear und Treasure Cruise. Monastery Swiftspear hat eine lächerlich gute Synergie mit Decks, die viele Spells spielen, und ist dazu noch eine äußerst aggressive Karte. Beides passt perfekt in die Strategie der oben genannten Decks. Treasure Cruise hingegen ist die Rückversicherung der Decks. Wenn man viele Spells spielt und viele Fetchländer benutzt, füllt man zwangsläufig den Friedhof und leert dabei seine Hand. Treasure Cruise löst dieses Problem, indem es die verbrauchten Karten ersetzt und sich dabei beim Friedhof als Form der Kosten bedient. In den meisten Fällen ist es den oben genannten Decks erlaubt, Treasure Cruise für ein blaues Mana im dritten oder vierten Zug zu wirken. So macht es Treasure Cruise wahnsinnig schwer für den Gegner, dem Burn- oder Delver-Spieler den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Der Druck bleibt aufrecht und der Gegner in die Ecke gedrängt.
Ein anderes, starkes Deck, welches durch Khans of Tarkir entstanden ist, ist Jeskai Combo. Das Deck basiert auf der Karte Jeskai Ascendancy. Mit Hilfe dieser Karte und einer Mana produzierenden Kreatur, ist es diesem Kombo-Deck möglich, sehr viele Spells hinter einander zu spielen und den Gegner dann auf verschiedene Weisen zu töten. Dieses Deck ist dem bereits existierenden „Storm“-Deck sehr ähnlich, jedoch ist es wesentlich schneller und konstanter. Es ist dem Deck regelmäßig möglich, im dritten Zug zu gewinnen. Hat es den perfekten Draw, so kann es mit Leichtigkeit im zweiten Zug schon gewinnen. Dieses Deck ist deswegen so stark, weil es sonst keinem Kombo Deck in Modern möglich ist, konstant vor dem vierten Zug zu gewinnen.
Ein zweiter starker Spell der mit Khans of Tarkir eingeführt wurde und hier unbedingt erwähnt werden muss, ist Dig Through Time. Diese Karte ist Treasure Cruise sehr ähnlich, mit einem wesentlichen Unterschied. Man bezahlt mindestens zwei blaue Mana und darf sich dafür sieben Karten anschauen und nur zwei ziehen. Das scheint auf den ersten Blick nicht särker als Treasure Cruise, ist jedoch unter den richtigen Umständen wesentlich stärker. Gerade Kombo Decks sind stark davon abhängig, die richtigen Karten zum richtigen Zeitpunkt auf der Hand zu haben. Dig Through Time kann dabei eine starke Unterstützung sein. Bisher ist Dig Through Time in einigen Scapeshift Listen aufgetaucht. Ich gehe stark davon aus, dass noch andere Decks sich dieser starken Karte bedienen werden.
Zusammengefasst kann man sagen, dass das Meta wesentlich schneller und aggressiver geworden ist. Die Kombo Decks sind durchschnittlich schneller und die Aggro Decks sind vorherrschend. Wie soll man also diesem Meta am besten begegnen?
Anpassung an das MetaHier möchte ich kurz darauf eingehen, dass viele respektable Spieler den Bann von Treasure Cruise, Jeskai Ascendancy und Dig Through Time in Modern prophezeien. Ich teile größtenteils diese Meinung. Diese Karten sind zu stark für das Modern-Format und drängen das Format in Richtung Legacy Light. Wizards of the Coast hat schon öfters klar ausgedrückt, dass sie weder die Farbe Blau (in Form von überpowerten Carddraw-, Manipulations- und Counterspells), noch KONSTANTE Turn 2-3 Kill Decks in Modern dominieren lassen wollen. Auf der anderen Seite begrüße ich die Abwechslung und hoffe, dass das Modern-Format öfters, jedoch nicht mehr so radikal erschüttert wird. Da der Bann aber noch nicht öffentlich bekannt gegeben wurde und Wizards of the Coast noch keine offizielle Stellung zu diesem Thema bezogen hat, bleibt es derweil Spekulation. Daher muss man sich an das neue Meta derweil anpassen und versuchen, sich weiter darin zu behaupten.
Falls ihr daran interessiert seid mit dem Schwarm zu schwimmen, hier eine typische UR Delver Liste:
Wie man sieht spielt das Deck lediglich 12 Kreaturen:
Delver, Monastery Swiftspear und Young Pyromancer. Alle Kreaturen ergänzen sich mit den vielen Spells, die gespielt werden. Die Manabase ist so spärlich wie möglich konstruiert. Viele Fetchländer und ein geringer Landcount generell. Das Deck versucht, dem Gegner einfach davon zu laufen mit den schnellen und aggressiven Kreaturen sowie mit den Counter und Burn Spells.
Das andere momentan dominierende Deck ist das herkömmliche Burn Deck mit Splash auf Treasure Cruise:
Ähnlich dem Delver-Deck spielt dieses Deck nur 12 Kreaturen.
In diesem Fall jedoch
Goblin Guide, Eidolon und ebenfalls
Monastery Swiftspear. Man sieht bereits hier die wesentlich aggressiveren Züge. So schert sich der Spieler dieses Decks weder um die Länder, welche der Gegner durch
Goblin Guide zusätzlich erhält, noch um den Schaden der ihm das eigene Eidolon eventuell zufügt. Die Devise lautet, den Gegner so schnell wie möglich niederzuschießen und wenn das nicht klappt, dann benutzt man Treasure Cruise, um mehr Schüsse zu finden.
So viel zu den momentan Meta definierenden Decks. Zum Jeskai-Ascendancy-Deck habe ich „leider“ keine Liste gefunden und bin auch nicht willens, eine zu erstellen, um dieses Deck noch weiter zu verbreiten. Auch wenn
ich persönlich kein Freund der oben genannten Decks bin, so teile ich sie dennoch, da sie ein fester Teil des momentanen Metas sind. Das Jeskai-Deck hat sich, da es auf MTGO nahezu unspielbar ist, noch nicht wirklich etabliert und ich durfte es ebenfalls noch nicht in Aktion erleben. Ich gehe jedoch fest davon aus, dass es ein wichtiger Teil der kommenden, kompetitiven Modern Events werden wird.
Nun gehe ich davon aus, dass einige von euch meine Abneigung gegen die oben erwähnten Decks teilen und sich ebenfalls nicht mit einem dieser Decks einlassen wollen, ob sie nun da sind, um zu bleiben, oder nur vorübergehende Erscheinungen sind. Daher habe ich euch zwei Alternativen, von denen ich überzeugt bin, dass sie zumindest eine Chance im momentanen Meta haben und auch mitspielen können.
Zum einen ein angepasstes Birthing Pod Deck:
Die Grundlage für das Deck ist das „Angel Pod“-Deck von Louis Scott Vargas. Ich habe mich für diese Variante entschieden, weil es stärkere Disruption und ein besseres Lategame beinhaltet. Ebenfalls ist die Synergie mit Lifegain Effekten wesentlich höher. Lifegain ist eine tolle Antwort auf Delver und Burn Decks, insofern man diesen wiederholt garantieren kann. Dabei helfen Karten wie
Kitchen Finks,
Courser of Kruphix, Scavenging Ooze,
Siege Rhino und als grosser Finisher:
Archangel of Thune. Ich glaube, dass die Cardadvantage Mechanismen, kombiniert mit der Disruption und dem konstanten Lifegain es dem Deck ermöglichen, mit Delver und Burn mithalten zu können
und diese Decks ins Lategame zu ziehen. Ebenfalls hat dieses Deck ein tolles Matchup gegen die restlichen Komponenten des Metas, da Tron gerade nahezu unspielbar ist. Gefährlich wird lediglich
Scapeshift, welches durch den Lifegain und die Disruption ebenfalls ausgestochen werden kann. Also ist dieses Deck, meiner Meinung nach, eine mögliche Option, um dem Meta entgegen zu treten.
Ebenfalls arbeite ich derweil an einer „Hatebears“ Liste:
Ich habe mich hier bewusst für die GW-Variante entschieden, da diese wesentlich mehr Reach hat als die monoweiße Variante. Ich halte jedoch beide Varianten für spielbar. Dieses Deck versucht das gegnerische Deck zu verkrüppeln und mit Thalia besonders Decks eins rein zu würgen, welche auf Spells basiert sind. Durch das verstärkte Vorkommen von Fetchländern ist Leonin Arbiter wieder zu einer starken Komponente geworden. Die grüne Version spielt ebenfalls 4 Scavenging Ooze, welcher besonders gut darin ist, Leben zu bringen und den Friedhof des Gegners auszudünnen. Beides wesentliche Faktoren, wenn man dem neuen Meta entsprechend begegnen möchte.
Um euch vor weiteren Listen zu schützen, möchte ich hier noch die Decks kurz ansprechen, welche meiner Meinung nach ebenfalls eine gute Chance in diesem Meta haben:
Splinter Twin beinhaltet eine schnelle Kombo sowie ein starkes Tempo-Deck. Es kann mit Delver und den Burn Decks absolut mithalten und profitiert ebenfalls von den neuen Karten. So kann ich es mir gut vorstellen, dass Treasure Cruise oder
Dig Through Time es ins Side- oder Mainboard dieses Decks schaffen werden.
Scapeshift hat die Möglichkeiten, das Spiel so lange raus zu zögern, bis das
Scapeshift gefunden wurde oder sogar eine Wormcoil Engine zuschlägt. Das Deck ist grundsätzlich kein schnelles Kombo Deck, überzeugt jedoch durch seine Hartnäckigkeit. Ebenfalls kann es von
Courser of Kruphix und Huntmaster of the Fells / Ravager of the Fells als Value sowie Lifegain Lieferanten profitieren. Ebenfalls ist dies das Deck, in dem ich die Karte
Dig Through Time in Zukunft am ehesten erwarte.
Affinity ist definitiv immer ein Player. Nun da die Aufmerksamkeit von diesem extrem schnellen Aggro-Deck weg weicht, könnte es an passendem Hate im Sideboard dafür fehlen. Ebenfalls adoptieren die Affinity Listen sich an das Delver-infestierte Meta mit Ghostfire Blade und Chalice of the Void im Sideboard. Ebenso kann eine Vault Skirge mit jeglichem Equipment oder Enchantement in diesem Deck durch einen einzigen Angriff das Spiel besiegeln.
Sultai Midrange ist ein Deck, das ich stark erwarte. Da Jund und Abzan sich momentan eher schwer tun mit Treasure Cruise mit zu halten, wäre es nur sinnvol,l diese Karte einfach in die Attrition-based Decks zu übernehmen. Ganz im Sinne von: Kannst du deinen Feind nicht besiegen, verbünde dich mit ihm.
Tarmogoyf ist zwar momentan durch den ganzen Grave-Hate und die Delve Spells stark benachteiligt. Ich kann jedoch definitiv ein Comeback dieser Karte sehen, da diese Karte bisher nun mal einfach immer ein Faktor im Modern-Format war und es bestimmt auch immer sein wird.
Zum Abschluss
Ich hoffe, dass euch mein Artikel über das momentane Modern Meta gefallen hat und dass ihr vielleicht sogar einige Erfahrungen gewinnen konntet. Habt ihr eigene Erfahrungen oder Ideen, die ihr gerne mit mir und den anderen Lesern teilen möchtet? Schreibt es in den Kommentaren auf Facebook oder schreibt mir einen Tweet an @PhReber. Ich wünsch euch derweil eine gute Zeit und hoffe, dass ihr euch von dem neuen Meta nicht abschrecken lässt. Vielleicht
hält es ja nicht lange. ;)