Rakshasa’s Erbe – wie der Deathdealer austeilt


26. März 2005: Der frisch 15 Jahre alt gewordene Ilja Tchernomazov darf als sein Geburtstagsgeschenk seinen ersten Grand Prix überhaupt bestreiten und zufälligerweise fand dieser bei Leipzig am 26./27. März statt. Amateur wie er war, spielte er Myojin of Cleansing Fire und Kiki-Jiki, Mirror Breaker im selben Deck und erzielte damit ein passables 3-5 – nicht schlecht für das erste Mal, aber selbstverständlich auch nicht gut genug für Tag Zwei. Karten wie Umezawa's Jitte konnten nur mit dem guten Kuro im vierten Zug beantwortet werden, Julien Nujiten war und ist wohl immer noch eines meiner Idole und Rustam Bakirov, gebürtiger Russe, gewann das Ding im Finale gegen einen deutschen Berliner, namentlich Rosario Maij. (Shoutout an dieser Stelle an Benjamin Jeschke, welcher schon damals einen respektablen 68. Platz errang und heute mit mir vor Turnieren Decks ausprobiert.)

 

 

Moment mal, Russe gegen Deutschen und das in Leipzig? Schon damals kostete die Premiumcoverage von WotC diesen Umstand ausschweifend und eloquent klingend in ihrer Coverage aus und dies sowie das weiter oben in Klammern erwähnte soll auch das eigentliche Thema meines Weihnachtsartikels sein:

 

Das „beste“ Deck im Standard:

Abzan

Main Deck

 

 


4 Windswept Heath
4 Llanowar Wastes
4 Sandsteppe Citadel
2 Forest
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
1 Mana Confluence
3 Caves of Koilos
2 Temple of Malady
2 Temple of Silence
2 Plains
4 Fleecemane Lion
4 Sylvan Caryatid
4 Courser of Kruphix
4 Siege Rhino
3 Wingmate Roc
4 Rakshasa Deathdealer
4 Abzan Charm
4 Banishing Light
4 Thoughtseize

SB
1 Wingmate Roc
4 Elspeth, Sun's Champion
4 Drown in Sorrow
1 Liliana Vess
1 Garruk, Apex Predator
4 Bile Blight

 

 

Die Vorgeschichte zu diesem Monsterhaufen ist kurz angerissen folgende: Ich brauchte das beste Deck für den GP Stockholm, um endlich einmal im Geld zu landen. Nachdem ich Temur bei der Online-Spieleplattform Magic-League zu einem nichtssagenden 2ten Platz bei einem sogenannten Trial führte, war ich auf der Suche nach einem neuen Deck, denn die Farbanforderungen an die Manabase des Temuraggros waren zu streng (4 Mana Confluence lassen schmerzverzerrt grüßen)

Aus diesem Grund landete ich relativ schnell bei Abzan, oben genannter Benjamin brannte mich mit seinem Jeskai Burn so oft aus, bis aus einem Rhino Maindeck vier Siege Rhino wurden (Schande über mein Haupt für diese desaströse Fehleinschätzung einer fast schon zu stumpf übergut geratenen Karte) und Frau Sonne aka Elspeth, Sun’s Champion, durfte Maindeck auch noch mitmischen.

Doch die Hauptakteure, also offensichtlich die Rakshasa-Todesbringer, fehlten. Folgendermaßen quetschte ich sie nämlich ins Deck:

Da ich das finale Deck stets am späten Abend vor dem Turnier baue und die Deckliste dazu schreibe, ahnte ich zunächst nichts Böses in meiner Stockholmer Absteige.

Als jedoch eine DAME, nennen wir sie mal Klickzahlen fördernd R i t a O r a eine Pulle Bier neben mich stellte und mir auch noch etwas daraus anbot, obwohl Alkoholkonsum im dem höhlenartigen bunkerähnlichen Gewölbe strikt untersagt war, wusste ich, dass die Deckliste nun später entstehen würde. Ohne groß Details rauszupalavern, kann ich dazu nur sagen, dass jene Dame geschlagene zwei Stunden versucht hat, mir zu verklickern, wieviel Spaß ich mit ihr diese Nacht haben könne. Spielend wimmelte ich sie ab, indem ich ihr ein Spiel im Spiel anbot: Ich Tag 2 GP und sie hört auf mit Zigarettenkonsum, dann wären wir qualifiziert genug für Späße jeder Art. Vorgreifend liefere ich spektakulär ein 7-2 im ersten Tag des GPs ab, da z.B. mein letzter Temurgegner beim Stand 1-1 nicht Rattleclaw Mystic Turn zwei on the Play gelegt hat, sondern nur einen Heir of the Wilds, und das nur aus Angst vor BILE BLIGHT (falls eine Spielerin aus Dresden dies liest und dann noch Anna Tosenko heißt, darf sie sich hiermit ebenfalls über eine Danksagung freuen).

Womit begrüßte mich also R i t a bei meiner Rückkehr ins Gewölbe? Richtig, mit einem Glimmstängel zwischen den Lippen. Welcher auch noch angezündet war. Spaßhaben also fehlgeschlagen. Um zum Deckbau zurückzukommen, ein netter Italiener hat nach dem zweistündigen Verführungsversuch der Frau ebenfalls zwei Stunden über mein Deck geschaut und hat nur gemeint: „Deck braucht einen Temple of Malady mehr.“ Daraufhin kam mir auch der Geistesblitz mit den Todesbringern und diese nahmen den Platz der Elsen ein.

Verloren habe ich Tag eins mit dem Deck dann „nur“ gegen UW Control (schöne Frau namens Melissa DeTora zeigt’s hier: http://magic.tcgplayer.com/db/article.asp?ID=12258

Ein stoisch wirkender Spieler aus einem der drei nordischen Länder im Norden Europas zeigte mir dann noch zwei Spiele lang, was passiert wenn die Gedankenergreifung nicht Keranos rausnimmt, sondern das Dig Through Time: Richtig, man wird von ihm unter Kartenvorteil begraben und Banishing Lights bekam ich keine in meine Hand. Im zweiten Tag schlug mich ein auf mir unbekanntem Niveau spielender Grieche aus dem Geld, indem ich eine Todessünde beging: Nicht Zug drei auf einen frisch gewirkten Goblin Rabblemaster das Drown in Sorrow wirken, sondern fälschlicherweise die Rennerin des Kruphix dagegenstellen, um mit dem Leid den Gegner mehr leiden zu lassen und mehr abzuräumen. Die sexy hitzige Chandra zeigte mir dann, warum dies keine so gut durchdachte Idee war. Mehr als verdient verloren und Loser kann ein Tag zwei im GP nunmal nicht gebrauchen. Wenigstens wurde mit den Rennerinnen in Verbund mit den Fetchländern nicht geschummelt, zumindest beteuerte dies der Pulk von Judges, die den GP beaufsichtigten.

Zwar Null Euro gewonnen, aber dafür das Deck ausführlich ausprobiert, was mich befähigt zu sagen, was wie oft und warum überhaupt im Deck vorhanden ist:

4 Sandsteppe Citadel: Für so ein manahungriges und farbanforderungsintensives Deck definitiv das wichtigste Land, das man spielen kann. Immer ein gutes Gefühl, dieses in der Starthand aufgezogen zu haben.

2 Temple of Malady und 2 Temple of Silence: Frank Karsten erklärt hier, warum man genau so viele getappt ins Spiel kommende Länder spielen sollte und nicht mehr: http://www.channelfireball.com/articles/frank-analysis-building-three-color-manabases-in-standard/

Mehr habe ich zu seinen Ausführungen nicht hinzuzufügen, rekapituliernd sind mehr als acht Taplands Gift für die Kurve. Andererseits braucht man das Scry nach unfairen Karten so dringend, dass man vier Tempel schon spielen muss.

4 Windswept Heath: Ungetappt ins Spiel kommendes Fixing auf Grün und Weiß plus Tricks mit dem Courser of Kruphix (vor dem Ziehsegment noch schnell eins benutzen, um die oberste Karte zu manipulieren)? Nehme ich immer im Playset ins Deck. Oben gezeigter Artikel verweist auf die optimale Rate zwischen Fetchländern und den damit rausfischbaren Standardländern: bei vier Fetchies liegt diese bei drei bis vier Standardländern. Deswegen sind

2 Ebenen und 2 Wälder: im Deck.

Urborg, Tomb of Yawgmoth: Supersumpf erleichtert uns das Ausspielen von den Bile Blight und den Drown in Sorrow ungemein. Zudem liefern auf einmal auch Ebenen schwarzes Mana für den Rakshasa-Todesbringer, was direkt der Grund ist für

4 Llanowar Wastes: Das grün-schwarze Painland hält das Earlygame des Decks  zusammen, sei es das Thoughtseize früh, die Sylvan Caryatid Zug zwei oder eben der besagte Todesbringer.

3 Caves of Koilos: Jedoch wollen auch die Elspeths und die „Sturzkampfbomber“ (Wingmate Roc) mit genug weißem Mana versorgt werden, was eben dieses Land ungetappt ins Spiel kommend liefert und gleichzeitig der Managier der Todesbringer Rechnung trägt.

1 Mana Confluence ist schließlich das achte Painland, was jedoch ohne Urborg keinen schmerzlosen Modus hat, dies jedoch durch sein Verschmelzung von den beiden oben erwähnten Ländern locker kompensiert. NIE ZWEI oder MEHR in einem Standarddeck spielen, man geht am Lebenspunkteverlust jämmerlichst zu Grunde!

Bei der Kreaturenauswahl habe ich darauf Wert gelegt, dass jede Kreatur in jedem Spielstadium ordentlich bis superstarähnlich performt.

4 Sylvan Caryatid stabilsieren das Mana und lindern die Auswirkungen des Umstands, dass die Buntheit der Karten und die daraus resultierenden Farbanforderungen an die Manabasis mit eigenem Blut bezahlt werden müssen, will man nicht getappt unterwegs sein (langsam).

4 Fleecemane Lion machen ab Zug zwei Druck und verlangen schon recht gierig nach einem Lightning Strike, Bile Blight oder Chained to the Rocks, wollen sie manaeffizient entsorgt werden. Im monströsen Zustand ein absoluter Albtraum für jeden Kontrollmagier, spielt er keine Radikallösung in Form der Perilous Vault (UB-Kontrolle spielt leider Gottes nun die vollen vier…).

4 Rakshasa Deathdealer: Nantukoschatten war schon krass und diese harmlos wirkende Katze hat auch noch Regeneration? Und einen besseren Körperbau? Aber sonst geht’s der Designabteilung von WotC noch gut, dort in Übersee? Der Dämon prügelt zuverlässig Exkremente aus Spielern mit Verdauungstrakten heraus und stirbt dabei nur an Banishing Light, Abzan Charm, Utter End, Devouring Light sowie Constricting Sliver (alles weiße Quatschkarten, die zum Glück fast keiner im Deck hat). Das schlechte Heros’ Downfall, Duneblast sowie alle Kreaturenkämpfe und sämtliche Brandsprüche übersteht er kratzerlos und darauf kommt es am Ende des Turniertages doch an, siehe meine Erfolge mit ihm.

4 Courser of Kruphix: Während viele Spieler Gallenfäule auf den Deathdealer werfen, macht diese unschuldige Zentaurin Plus maximal von oben. Spannung dank der zufälligen obersten Karte des Decks garantiert. Blocken kann sie auch vorzüglich und Raid auslösen auch, indem sie in kleine Blocker angreift. Leben gibt die Dame auch… Multitalent für nur drei Mana halt.

4 Siege Rhino: Schritt eins: Bringe ersten Rhino raus. Schritt zwei: Stabilisiere dich mit dem zweiten Rhino. Schritt drei: Lege ein Siege Rhino und greife mit den anderen beiden für den Sieg an. Frei übersetzt aus einem amerikanischen Artikel, der sich nur mit dem Belagerungsnashorn beschäftigt hat. Wieder muss ich zu dem „Kampfpanzer“ auch nicht mehr sagen, außer dass er öfter rausgeboarded wird, als meine Gegner denken. Plus auf die Kartenanzahl bezogen macht er nämlich in Kontrollkämpfen nicht und an Elspeth explodiert er auch mit einem leisen Knall.

3 Wingmate Roc: Diese linken Vögel machen vor allem Jagd auf nervige Weltenwanderer, danach auch auf Spieler. Die Defensive wird dabei nie vernachlässigt, seien es die bis zu acht Punkte fliegende Widerstandskraft, die für nur fünf Mana im Spiel rumfliegen oder auch ihr sehr relevanter Lebensgebeffekt, der einfach so einen Angreifer vom Gegner annuliert, ist man in einem hitzigen Race. Wegen der Tatsache, dass er mit fünf Mana die klobigste Karte im Deck ist, ist er aus Platzgründen im Maindeck nur drei Mal integriert.

Die Sprüche bilden die stärksten Zauber, die man zurzeit im Standard im Abzandeck wirken kann. Da wären zunächst die

4 Thoughtseize zu nennen, die die Strategie des Gegners aushebeln sollen, Schlüsselkarten präventiv entsorgen können und Kombos zerreißen (Dictate of Karametra und Villainous Wealth lassen grüßen). Wird oft herausgenommen, jedoch gegen Ux-Kontrolle mit Abstand die krasseste Waffe, um das Spielen einigermaßen erträglich zu gestalten.

4 Banishing Light sind gegen alles außer Sagu Mauler (und Tokenhorden (Hornet Queen und ihr Gefolge)) eine befriedigende, wenn auch nur als Hexerei wirkbare Antwort. Ohne die Lichter bricht man sich gegen die Peitschendeck, dem Erebos und Sidisi unterstehen, das Genick einfach zu oft, als dass man auf sie verzichten könnte.

4 Abzan Charm: Kann alles, ist immer gut, ist in der Lage, Kartenvorteil zu generieren, und dies alles spontan? Nur gegen schnelle Rushdecks eine klobige Last, in jedem anderen Matchup ein superkrasses Multifunktionswerkzeug ähnlich wie früher Cryptic Command das Schweizer Taschenmesser ™ des Formats war. Unbegreifbar für mich ist, wie manche Abzanspieler weniger als vier im Deck spielen können und sich dabei nicht einmal schämen…

Im Sideboard sind die Rollen mehr oder weniger klar verteilt:

4 Bile Blight sowie
4 Drown in Sorrow bedienen alle Rampmännerdecks/Tokendecks/Rabblemasterdecks/Aggrodecks. In diesen Matchups muss die Gedankenergreifung Obigem weichen und dazu je nach gegnerischer Ausrichtung dann die Todesbringer oder die Abzanamulette.

1 Wingmate Roc ist für das Mirror eine zwingend notwendige Sideboardchoice, da Planeswalker sonst klipp und klar definieren: „Here I rule!“™

4 Elspeth, Sun’s Champion sorgen dafür, dass Schlaumeier mit demselben Archetype nie gegen mich gewinnen, da ich die Nashörner in jenem auf die Ersatzbank setze und die Gegner meist… nicht. Auch die Gedankenergreifung muss die Flucht aus dem Hauptdeck ergreifen doch dies scheinen meine Gegner oftmals auch nicht zu begreifen… Topdeckduell! Alles Gute kommt ja bekanntlich von oben.

1 Liliana Vess
1 Garruk, Apex Predator stellen schließlich weitere potente Bedrohungen gegen jegliche Kontrollstrategien da (zusätzlich zur o.g. Elspeth).

Nach der Ankunft zurück in heimische Gefilde pflügte ich dann durch diverse FNMs und dieser Lauf kulminierte dann direkt im Sieg des neuen PPTQs in Leipzig am 6.12.2014. Vielleicht lag es daran, dass ich im Finale einem Blockdeck gegenübersaß, vielleicht wieder an den BILE BLIGHTs (Merci Anna, nochmals!), vielleicht aber auch nur, weil eine gewisse leider ausschließlich auf Turnierniveau Highlander spielende junge Dame ebenfalls Abzan spielt und damit trotz Verspätung wegen höherer Gewalt mühelos das letze Highlanderfridaynightmagic in Leipzig für sich entschied. Und das ohne Rakshasa Deathdealer, wohlgemerkt. Ein Foto von ihr könnt ihr in meinem Prereleasebericht von der Erweiterung „Dragon’s Maze“ hier im Spielraum einsehen. Einsehen wird diese mit mir wohl in einer Art eines Seelenverwandnisses verbundene Frau hoffentlich baldigst, dass man pourvoyers de mort lieber nicht vor versammelter Zombiehorde, erschaffen von Sidisi, der Brutmutter vorführt, denn dann werden einige den daraus resultierenden Ausklang des Lebens ääh ich meine meines Artikels nicht überdauern, aber sehr besser selbst: 

 

Mein Neujahrsgeschenk an die Community der Planeswalker und Magicspieler hat Ilja hiermit hoffentlich rechtzeitig abgeliefert. Jetzt kann ich endlich das beste Deck im Standardformat bauen, was auch immer es am 31.12.2014 sein wird, ich hoffe für mich persönlich: immernoch immer Abzan. Doch Decks mit der Karte Ruchloser Reichtum sind selbigem nämlich dicht auf den Fersen.

PS: DEATHDEALER KAUFEN, DIE SIND GUT!

PPS: …denn nur sie gewinnen im Alleingang gegen das beste Standarddeck zurzeit, nämlich das Abzanmirror.

 






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