Modern – Eine neue Ära beginnt



An alle, die sich eine Gatecrash Analyse erwartet haben, muss ich leider eine schlechte Nachricht überbringen. Ich hatte zwar bereits die Chance, Gatecrash Sealed und Draft zu spielen, doch dafür braucht es etwas mehr als ein paar erste Eindrücke.

Stattdessen drängt sich ein weiteres gefragtes Thema auf:

MODERN

Vor fast zwei Wochen fand der Grand Prix in Bilbao statt, der im Format Modern ausgetragen wurde und die 1000-Spieler-Marke nur knapp verfehlte.
Gewonnen hat Mitchell Manders mit UWR Midrange im Finale gegen Lukas Jaklovsky mit Jund

4 Arid Mesa
4 Celestial Colonnade
Eiganjo Castle
Hallowed Fountain
2 Island
1 Mountain
1 Plains
Sacred Foundry
Scalding Tarn
Steam Vents
Sulfur Falls
Tectonic Edge

2  Aven Mindcensor
4  Geist of Saint Traft
4  Snapcaster Mage
1  Thundermaw Hellkite
3  Vendilion Clique

3  Electrolyze
2  Izzet Charm
4  Lightning Bolt
4  Lightning Helix
2  Mana Leak
3  Path to Exile
3  Remand

Sideboard
1  Baneslayer Angel
1  Batterskull
2  Counterflux
1  Disenchant
2  Engineered Explosives
2  Pyroclasm
2  Rule of Law
1  Spellskite
1  Tempest of Light
2  Threads of Disloyalty

Das Deck kam eine Woche vor dem Grand Prix zu seinen ersten Erfolgen auf Magic Online, wo zwei der gut besuchten Online PTQs von dem Deck gewonnen wurden.

Was macht das Deck so stark?

Mit Lightning Helix, Lightning Bolt und Path to Exile hat man gegen alle Formen von Kreaturen, unabhängig von der Größe, eine Antwort im Deck. Remand und Mana Leak helfen einem als Disruption bzw. Tempo-Karten gegen sämtliche Spells. Geist of St. Traft in Zug 3 setzt einem Gegner ungefähr eine dreizügige Gnadenfrist. Während er versucht, in den drei Zügen zu gewinnen oder den Geist zu beseitigen, helfen einem die oben genannten Karten, eben dies zu verhindern. Da auch Geister nicht immer und überall da sein können, muss man oft mit Snapcaster Mage, Vendilion Clique und Aven Mindcensor den Buh-Mann Kontroll-Spieler machen. Bei zweiterem Gameplan kann es jedoch passieren, dass ein Jund-Spieler mit Thoughtseize, Confidant und Liliana den besseren Kontroll-Plan vorweisen kann und man ist ziemlich schnell übertrumpft.

Warum so viele Kreaturen anstatt Counterspells?

Was das Deck stark macht, ist seine Flexibilität. Man hat eben mit den Flash und Haste-Kreaturen die Möglichkeit, einen Kontroll-Plan quasi anzutäuschen, dann aber mit den Schüssen+Snapcaster Mage auf Aggro umzustellen. Das ist vor allem dann interessant, wenn man gegen Decks wie Splinter Twin oder Scapeshift spielt, die zwar im Prinzip in die Kategorie Combo-Decks gehören, sich jedoch auch in einem langen Kontroll und Resourcen-Krieg super lange halten können. Da ist es gut, wenn man hin und wieder quasi auf PLAN B umstellen kann.

Ich selbst war auch vor Ort und griff Mangels Alternative zu meinem Pet-Deck, welches schon beim Modern Grand Prix in Turin (März 2012) gespielt wurde. Das Deck hat sich sehr verändert, hatte seine Erfolge und verschwand mittlerweile wieder.
Ein 8-1 an Tag eins ließ mich hoffen, aber außer gegen Valentin Mackl konnte ich an Tag zwei gegen keinen Spieler gewinnen. Ein Score von 1-5 platzierte mich weit entfernt von jeglichen Geld- oder Punkterängen.

2  Breeding Pool
2  Forest
4  Inkmoth Nexus
4  Misty Rainforest
2  Overgrown Tomb
2  Pendelhaven
4  Verdant Catacombs

4  Blighted Agent
4  Glistener Elf
4  Noble Hierarch
4  Plague Stinger

2  Apostle's Blessing
2  Gitaxian Probe
4  Groundswell
4  Might of Old Krosa
4  Mutagenic Growth
4  Rancor
4  Vines of Vastwood

Sideboard
2  Abrupt Decay
2  Dismember
2  Hurkyl's Recall
3  Spellskite
2  Sylvan Scrying
4  Thoughtseize

Bevor ich jetzt herumheule, wie viel Pech ich denn gehabt hätte und wie unfair die Welt nicht sei, muss ich mir eingestehen, zwar Großteils gutes Magic gespielt zu haben, aber doch die eine oder andere Entscheidung falsch getroffen zu haben. Manchmal wird man schon für kleine Fehler bestraft und manchmal wird man trotz Fehler mit einem Sieg belohnt. Bei Magic hält sich sowas immer die Waage, die Challenge ist es jedoch, die Varianz durch optimales Spiel etwas auf seine Seite zu ziehen.

Die kompletten Decklisten vom Grand Prix findet man hier 

Wenn ihr die Coverage ein bisschen durchstöbert, werdet ihr herausfinden, dass mit Helmut Summersberger und Valentin Mackl immerhin zwei Österreicher ganz gut dabei waren. Gratulation nochmal dazu.

Die neue Ära

Players Championships: Yuuya Watanabe
Grand Prix Lyon: Jeremy Dezani
Grand Prix Chicago: Jacob Wilson
Grand Prix Toronto: Willy Edel
PTQ Wien: Oliver-Polak-Rottmann
Was haben diese Herrschaften gemeinsam? Alle fünf konnten Turniere mit Jund gewinnen. Yuuya Watanabe und Josh-Utter-Leyton schafften außerdem noch zweite Plätze mit demselben Deck.
Während beim Players Championships die Jund-Liste noch aussah wie ein starkes Standard Deck, hat sich mit Deathrite Shaman eine tolle Erweiterung für das Deck einen Namen gemacht. Mittlerweile gibt es Versionen mit Lotus Cobra statt Dark Confidant, Lingering Souls statt Kitchen Finks. Boom/Bust statt Liliana und andere Variationen. Gemeinsam haben sie jedoch folgende Karten:
4x Deathrite Shaman
4x Tarmogoyf
4x Bloodbraid Elf
Sowie einen Mix aus Thoughtseize und Inquisition of Kozilek.
Wizards und vielen Spielern war die Dominanz von Jund ein Dorn im Auge und es wurde viel diskutiert und spekuliert, ob man denn nicht einfach etwas bannen könnte. Die Frage war nur, was denn das Jund Deck so stark machte.
„They have way too many different angles of attack: early pressure, hand disruption, especially Liliana of the Veil, and Deathrite Shaman“-Zitat Helmut Summersberger

Genau, Jund hatte einfach den perfekten Mix aus Disruption und Beat-Sticks, um gegen so ziemlich jedes Deck bestehen zu können. Das Problem ist, dass durch die vielen Varianten von Jund man für so ziemlich jede Karte Ersatz finden könnte.

Wizards setzte am Montag dann schließlich einen Schlussstrich und verbannte den Bloodbraid Elf aus dem Format, mit der Begründung, dass nur Jund (und manche Zoo-Decks) ihn nutzen würden und man so wirklich nur Jund abschwächen würde. Tarmogoyf und Deathrite Shaman würden auch andere Decks vermissen und passen nicht in ihr Ban-Konzept.
Zusätzlich musste noch Seething Song gehen, da beim Rückgang von Jund Storm wohl zu dominant geworden wäre. Ich bezweifle diese These, doch Wizards geht hier auf Nummer Sicher.

Was wird neu in Modern?

Seit Jund an der Spitze der Modern-Nahrungskette steht, sieht es für sämtliche Decks mit kleinen Kreaturen, deren Aufgabe es war anzugreifen, eher düster aus.
Tempo Decks wie RUG Delver oder UWR Delver konnten einfach nicht genug Druck und Disruption aufbauen, um gegen Jund mitzuhalten. Deathrite Shaman sorgte dafür, dass Snapcaster Mage auch nicht mehr das macht, was er sollte. Der gefürchtete Bloodbraid Elf setzte dann meist den Sargnagel in Sachen Kartenvorteil und Tempo für Delver-Decks. Ich könnte mir gut vorstellen, dass solche Decks nun ihr Comeback feiern könnten.

Die UWR Decks tendieren mittlerweile in eine Richtung, die mit Delver eher weniger am Hut haben, also hier mal mein RUG-Delver versuch:

6 Island
4 Scalding Tarn
4 Misty Rainforest
2 Steam Vents
2 Breeding Pool
1 Stomping Ground
1 Mountain
1 Forest

4 Delver of Secrets / Insectile Aberration
4 Tarmogoyf
4 Snapcaster Mage
2 Vendilion Clique

3 Serum Visions
4 Lightning Bolt
4 Thought Scour
1 Forked Bolt
1 Electrolyze
2 Izzet Charm
2 Cryptic Command
1 Spell Pierce
2 Burst Lightning
2 Mana Leak
1 Dismember
2 Vedalken Shackles

Sideboard:
2 Threads of Disloyalty
1 Phantasmal Image
1 Dismember
3 Blood Moon
1 Forked Bolt
2 Grafdigger's Cage
3 Ancient Grudge
2 Huntmaster of the Fells / Ravager of the Fells

Der Plan vom Deck ist, einen Delver oder Goyf zu casten, alle Kreaturen wegzubrennen und nervige Spells zu countern. Serum Visions und Thought Scour harmonieren super mit Delver of Secrets und können überflüssige Länder beseitigen. Die vielen One-offs in dem Deck sind auf die Combo zwischen Thought Scour und Snapcaster zurück zu führen, bei der man versucht , seinen Grave anzufüllen und den Snapcaster Mage als eine Art „Toolbox“ zu verwenden. Man hat auch direkt 7 Antworten gegen einen Turn 1 Deathrite Shaman, der das Deck vor größere Probleme stellen kann.
Combo wird schwächer, der Erzfeind aus dem Jund Deck hat sich verabschiedet, klingt für mich nach einer soliden Umgebung für RUG-Delver.


Was passiert mit Jund?

Dass Jund nahezu jede Karte im Deck ersetzen kann, hab ich bereits angesprochen. Der Ernstfall ist eingetreten und für den Bloodbraid Elf muss tatsächlich jemand von der Reservebank die nächste Saison übernehmen. Klar ist es für ein Team bitter, seinen Starspieler ersetzen zu müssen, doch genau das macht ein gutes Team aus. Der FC Barcelona oder Real Madrid können auch nicht die Saison hinschmeissen, wenn Messi oder Ronaldo gesperrt oder verletzt sind.
Olivia oder eine Kombination aus mehr Kitchen Finks/Lingering Souls wäre eine Möglichkeit, doch es gibt bestimmt noch einige weitere Optionen
Beim Grand Prix in Bilbao schaffte es bereits eine Version mit Huntmaster of the Fells in die Top 8, der meiner Meinung nach gut genug für das Deck bzw. Format wäre, jedoch sich im Casting Cost Slot mit Bloodbraid Elf duellieren musste. Ich denke, er wird ab jetzt seine Chance bekommen, also sichert euch die Huntmaster, bevor sie im Preis nach oben schießen werden!

4 Blackcleave Cliffs
4 Verdant Catacombs
3 Raging Ravine
2 Twilight Mire
2 Marsh Flats
2 Swamp
2 Misty Rainforest
1 Treetop Village
1 Forest
1 Blood Crypt
1 Stomping Ground
1 Overgrown Tomb

4 Deathrite Shaman
4 Dark Confidant
4 Tarmogoyf
3 Kitchen Finks
3 Huntmaster of the Fells / Ravager of the Fells
1 Grim Lavamancer
4 Thoughtseize
2 Inquisition of Kozilek
4 Lightning Bolt
2 Abrupt Decay
4 Liliana of the Veil
1 Dismember

Sideboard:
1 Abrupt Decay
1 Batterskull
2 Olivia Voldaren
1 Grim Lavamancer
3 Slaughter Games
1 Deglamer
2 Ancient Grudge
1 Rakdos Charm
1 Shatterstorm
1 Torpor Orb
1 Sword of Light and Shadow

Wie ihr seht, hat sich nicht so viel verändert. Jund ist immer noch eines der stärksten, wenn nicht sogar DAS stärkste Deck im Format, lediglich ein paar Cardchoices bzw. das Sideboard wird man auf das Meta anpassen müssen. Generell würde ich mit mehr Splinter Twin und Scapeshift rechnen, welche sich gegen Jund mittlerweile als wesentlich stärkeres Combo/Kontroll-Deck präsentieren können, deshalb müsste man hier nach Metagame variieren. Manche Jundmagier tendieren dazu, Bloodbraid gegen Splinter Twin ins Sideboard zu verfrachten, weil man sich nicht austappen will, doch meiner Erfahrung nach liefen die Spieler immer als krasser Ressourcenkrieg ab, wo man den Bloodbraid auf jeden Fall behalten will.
Man kann also nicht unbedingt behaupten, dass Decks wie Infect, Nivmagus Elemental Combo oder sonstige Decks, die gegen Jund Probleme hatten, plötzlich dominieren werden. Viele Decks haben eben nicht Probleme mit Bloodbraid Elf, sondern mit dem gesamten Jund Package.

Was würde ich spielen, wenn morgen ein wichtiges Modern-Turnier wäre?

Ich hatte mit Infect immer viel Spaß und bin immer hoch erfreut, wenn ein Gegner nicht genau weiß, was er erwarten muss bzw. was er zu tun hat. Die Anfälligkeit gegen UWR und sämtliche Decks mit viel Removal ist natürlich in einem Format wie Modern ein Problem. Ich hab mir viele Gedanken gemacht und bin zu folgendem Infect-Update gekommen:

4 Noble Hierarch
2 Birds of Paradise
4 Glistener Elf
4 Plague Stinger
4 Phyrexian Crusader

4 Groundswell
4 Might of Old Krosa
4 Vines of Vastwood
2 Rancor
4 Thoughtseize
2 Apostle's Blessing
2 Sylvan Scrying

4 Inkmoth Nexus
4 Verdant Catacombs
2 Misty Rainforest
3 Overgrown Tomb
2 Llanowar Wastes
2 Pendelhaven
2 Forest
1 Twilight Mire

Sideboard:
3 Abrupt Decay
3 Spellskite
3 Creeping Corrosion
2 Dark Confidant
1 Sylvan Scrying
1 Inquisition of Kozilek
2 Mutagenic Growth

Mit Phyrexian Crusader ist das Matchup gegen UWR bzw. „Blue Boros“ um einiges besser, da er vor sämtlichen Helixen, Blitzen und Pfaden geschützt ist. Im Notfall blockt er auch gut gegen andere aggressive rote Decks. Gegen Jund war er nicht der große Star, aber da Jund wohl um ein paar Prozente im Metagame zurückgehen wird, macht das die Effizienz des Crusaders auch wieder größer.
Um den Crusader zu supporten, musste man auf den Blau-Splash verzichten und somit auch Blighted Agent, was eigentlich ziemlich schmerzt, deshalb habe ich mich entschieden, noch Rancor im Deck zu lassen, die ich eigentlich komplett entfernen wollte. Ohne den Agenten ist es jedoch schwieriger gegen Decks, die fliegende Kreaturen spielen (Lingering Souls, Ornithopter etc.), Schaden durchzupressen. Deshalb bleibt Rancor vorerst einmal im Deck.
Die Birds of Paradise und Noble Hierarchen sind notwendig, um einen Crusader in Runde 2 zu casten, was gegen Decks mit Counterspells oder Liliana von Vorteil sein kann. Gegen Decks mit Removal ist es außerdem immer gut, viel Mana zur Verfügung zu haben, um mit multiplen Protection-Spells oder Thoughtseize gegen möglichst viele Removal herumspielen zu können bzw. die Combo durchzuforcen.

Sylvan Scrying sucht primär Inkmoth Nexus, der einem die Möglichkeit gibt, eine Infect Kreatur am Board zu haben, die man nur aktiviert, wenn man sie auch beschützen kann. Das Hauptproblem gegen Jund war, dass man sich für eine Kreatur austappt und ein erfahrener Spieler immer genau dann seine Removal spielt (in der Regel in seinem eigenen Zug). Inkmoth Nexus und Noble Hierarch (man hat oft Mana für Kreatur PLUS Protection) helfen einem genau bei diesem Problem. Birds of Paradise und Sylvan Scrying helfen einem bei diesem Plan.

Zum Sideboard würde ich einfach sagen, dass ich ein paar Metagame Calls eingebaut habe, sowie die Confidants, die gegen sämtliche Kontrolldecks gemeinsam mit Discard zu einem alternativen Gameplan werden können. Eventuell wäre ein drittes Exemplar von Nöten.

Als Fazit kann man sagen, dass Jund schwächer und weniger werden wird, jedoch sicher nicht aus den Top-Decks vertrieben wird. Vielleicht macht dann Jund auch mehr Spaß, wenn man nicht jede zweite Runde lustige Kaskadierungsmirrormatches erwarten muss.

Danke fürs reinschaun

Holzi








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