Legacy Champs


2014 - 23 - 18
Philipp Schönegger



Einführung in das österreichische Legacy


 

Österreich hat seinen Legacy-Champion für 2014 gekürt und startet mit 2015 in ein Jahr mit mehr Turnieren als je zuvor. Doch Legacy ist nicht das Format, in dem sich dieselben Spieler Jahr für Jahr mit den allzu gleichen Decks, die allesamt im ersten Zug gewinnen, um den Titel duellieren. Nein, denn Legacy verändert sich mehrmals pro Jahr und die Kostenbarriere ist für die lokalen Turniere gar nicht so hoch, wie man zuallererst denken würde. Deswegen wird dieser Artikel eine Einführung in Legacy in Österreich sein, gedacht für die Neueinsteiger und jene, die es noch werden wollen. 

Doch wer bin ich überhaupt? Mein Name ist Philipp Schönegger und ich bin der Initiator der Austrian Legacy Championship. Dieses Jahr habe ich Top 8 bei beiden Legacy-Grand Prix in Paris und New Jersey erreicht sowie die Austrian Legacy Championship gewonnen. Man trifft mich auf den meisten Legacy-Turnieren in Österreich und so ziemlich allen größeren in Europa an. 

Und was sind die Legacy Championships? Diese Turnierserie existiert seit 2013 und geht nun mit 2015 in die dritte Runde. Von Beginn an war der einzige Sinn und Zweck der Open, dass auch Österreich größere und wichtigere Turniere zu bieten hat als nur die typischen kleinen lokalen Scharmützel. 2013 hatte ich noch einige Probleme, das ganze einheitlich zu gestalten und es gab hier und da einige Unklarheiten in Bezug auf Qualifikationen und Finanzierung, doch dies wurde mit einem einheitlichen System 2014 verbessert, welches nun samt Finale im SpielRaum Wien reibungslos über die Bühne ging. Im Jahr 2015 plane ich eine territoriale Expansion mit zusätzlichen Opens in Prag, München und Bratislava, während natürlich all jenes, was gut funktionierte aufrechterhalten wird.

Zusätzlich dazu wird es nun auch eine Modern Open Series geben, näheres dazu  erfährt ihr auf dieser Seite: https://www.facebook.com/AustrianLegacyChampionship 


Genug mit der Vorstellungsrunde. Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist Legacy kein Format, in dem man die ganze Zeit im ersten oder zweiten Zug getötet wird, ebenso wie man nicht die ganze Zeit ohne Länder spielen muss, nur weil es Wasteland und Stifle im Format gibt. Legacy ist Format, welches an strategischer Vielfältigkeit kaum zu übertreffen ist, auch wenn Blau mit Abstand die am meisten gespielte Farbe ist. Um Legacy zu verstehen, ist es wichtig, mit den Eckpfeilern des Formats vertraut zu sein. Die folgenden drei Decks sind auf jedem österreichischen Turnier in großer Anzahl vertreten und jeder Neuling sollte einen Plan davon haben. 


Der erste jener Pfeiler ist nicht nur in Österreich sondern auch international gesehen der wichtigste. Kein Deck kann es sich leisten, keinen gut durchdachten Plan gegen diese Strategie zu haben. Die Rede ist hier klar von Delver of Secrets. Auch wenn es zahllose, verschiedene Varianten dieses Archetyps gibt, bleibt das Prinzip dasselbe: Billige und effiziente Kreaturen wie Delver of Secrets, Tarmogoyf, Young Pyromancer oder Nimble Mongoose auf das Feld bekommen und dann mit Hilfe von zahlreichen Cantrips wie Brainstorm oder Ponder und verschiedensten Counterspells den Gegenspieler so lange behindern, wie die gelegte Kreatur schlussendlich braucht, um den Gegner auf 0 Leben zu befördern. Farbenmäßig ist vieles möglich, die beliebtesten Varianten sind aber UR, BUG und UWR, während RUG und UBR zurzeit nicht wirklich gespielt werden. Die zu Grunde gelegte Strategie weicht innerhalb der Delver-Varianten etwas ab, lässt sich aber im Grunde ganz wunderbar als Aggro-Control bezeichnen, mit Möglichkeiten, das Deck mehr auf die Aggro- oder die Controlschiene zu bekommen. Mit dem Erscheinen von Treasure Cruise und Dig Through Time in Khans of Tarkir folgte Österreich dem internationalen Trend Richtung UR Delver, der wohl aggressivsten Variante des Archetyps. Mit dem Hinzufügen von Treasure Cruise sind Delver-Decks nun auch fähig, Kartenvorteil zu produzieren, was zuvor nur indirekt durch eine sehr niedrige Landanzahl möglich war. Eine Beispielliste hiervon wäre diese UR Delver-Liste von Gernot Hübler, Top4 bei der Austrian Legacy Championship 2014. 

UR Delver
Main Deck    
4 Delver of Secrets / Insectile Aberration
4 Monastery Swiftspear
4 Young Pyromancer
4 Brainstorm
4 Ponder
4 Gitaxian Probe
4 Treasure Cruise
2 Pyroblast
1 Forked Bolt
2 Chain Lightning
4 Lightning Bolt
3 Daze
4 Force of Will
4 Volcanic Island
4 Misty Rainforest
1 Mountain
1 Island
2 Polluted Delta
SB
2 Sulfuric Vortex
2 Null Rod
2 Smash to Smithereens
2 Blood Moon
2 Flusterstorm
2 Pyrokinesis
1 Grafdigger's Cage
2 Pyroblast
 
 





Was muss man also bedenken, um gegen die Delver-Strategien gut dazustehen? Solange man nicht versucht, den Gegner mit einer Combo der einen oder anderen Art zu besiegen, sollte man Zugang zu billigem Removal haben. Die Zeiten von Wrath of God sind schon lange Vergangenheit, um in diesem schneller werdenden Format mithalten zu können, sollte man versuchen, nicht mehr als ein Mana zu bezahlen, um die gegnerischen Kreaturen vom Spielfeld zu befördern. Klassische Beispiele sind Swords to Plowshares, Lightning Bolt und Terminus.

Nichtsdestotrotz sind aber auch Spells wie Electrickery, Red Elemental Blast, Blue Elemental Blast oder Forked Bolt gute Alternativen, die alle bestimmte Vor- und Nachteile aufweisen. Abrupt Decay hat den großen Vorteil, uncounterbar zu sein, ist jedoch teilweise schon ziemlich langsam, während Punishing Fire zwar auch langsam aber dafür fast permanent ist. Zusätzlich sollte man eine gute Antwort auf Treasure Cruise haben, um nicht ganz hilflos gegen den erwirtschafteten Kartenvorteil zu sein. Entweder bekämpft man die Karte am Stack mit Pyroblast oder Red Elemental Blast, versucht den erwirtschafteten Vorteil mit Karten wie Counterbalance und Chalice of the Void zu negieren oder man spielt selbst Treasure Cruise, am besten während man eine der oben erwähnten Strategien verfolgt. 

Der nächste Pfeiler, den man nicht vergessen sollte, ist so etwas wie eine österreichische Spezialität. Es handelt sich um ein Aggro-Control-Deck, welches sich um die Karte Stoneforge Mystic baut. Natürlich war Stoneblade ein weit verbreitetes und viel gespieltes Deck am gesamten Globus, doch erfreute sich Stoneblade in Österreich gerade während der Saison des Jahres 2013 enormer Popularität. Im Grunde handelt es sich hier um eine Weiterentwicklung des wohl jedem bekannten Caw Blade aus dem Standard-Format. Stoneforge Mystic sucht sich einen Batterskull, und je nach zusätzlicher Farbe und gewählter Strategie wird dieser, je nachdem ob UWR oder UWB, von anderen Kreaturen wie Young Pyromancer oder Jace, the Mind Sculptor unterstützt. Generell sei gesagt, dass die UWB(g)-Varianten näher Richtung Control rücken während viele der UWR Stoneblades schon gar keine Jace, the Mind Sculptor mehr in ihren Listen haben und sich somit um einiges aggressiver spielen. Hier als Beispielliste das Deck von Valentin Mackl, mit welchem er die Austrian Legacy Championship 2013 gewann. 



 

Die Stärke von Stoneblade liegt weder in der Schnelligkeit noch in der Möglichkeit, das Lategame so effizient wie möglich zu beherrschen sondern in der Fähigkeit, zwischen beiden Rollen zu wechseln. Somit sollte man Stoneblade meist weder als aggressives noch als controlliges Deck ansehen, sondern aus eine Mischung aus beidem und das in der Spielweise und Sideboard-Betrachtungen miteinbeziehen. Das heißt, dass man sowohl in der Lage sein muss den Stoneforge Mystic im zweiten Zug zu entfernen, jedoch ohne darauf zu verzichten, einen Plan gegen einen später gelegten Jace, the Mind Sculptor zu haben. Wichtig ist es generell, den Batterskull abzustellen, was teilweise mit Discardspells wie Thoughtseize, aber vor allem Karten wie Krosan Grip und Disenchant passieren sollte. Ganz ohne eine Antwort auf Batterskull sollte man besser auf keinem Legacy-Turnier auftauchen, solange jene Karte dem eigenen Deck in irgendeiner Weise Probleme bereitet. 


Das letzte der drei Decks, die man unbedingt kennen sollte, ist Miracles. Während es in Österreich während 2013 noch nicht so beliebt war, änderte sich dies mit dem Jahre 2014. Schon vom ersten Open weg war Miracle eines der am meisten gespielten Decks, welches man einfach nicht ignorieren durfte. Mit Hilfe von Ponder, Brainstorm und Sensei's Divining Top werden die namensgebenden Karten wie Terminus und Entreat the Angels in ihrem vollem Potential genutzt und ermöglichen es dem UWR-Control-Deck, das Spielfeld konstant für ein weißes Mana von Kreaturen zu befreien und mit Hilfe von Sensei's Divnining Top und Entreat the Angels mal eben schnell zu gewinnen.

Zusätzlich bietet Counterbalance dem Deck eine Möglichkeit, mehrere - meist fast alle - Spells zu countern, da die Kombination mit Sensei‘s Divnining Top für die meisten Decks, welche nur billige Spells spielen, geradezu tödlich ist.

Als Beispielliste nehme ich meine eigene, mit der ich die Austrian Legacy Championship 2014 gewonnen habe:



Wie besiegt man also Miracles? Das ist nicht ganz so leicht, denn hier benötigt man im Gegensatz zu Blade und Delver etwas spezifischere Antworten, generell hängt die Art, wie man Miracles besiegt, aber natürlich davon ab, welches Deck man spielt. So oder so sollte man aber einen Weg haben, um den Sensei‘s Divning Top + Counterbalance-Lock auf die eine oder andere Weise aufzubrechen. Dies geschieht am besten dadurch, dass man den Sensei‘s Divining Top mit Karten wie Pithing Needle oder Null Rod abstellt.

Null Rod ist hierbei vorzuziehen, da diese Karte auch noch Engineered Explosives aus dem Sideboard annulliert. Generell ist es wichtig, dass man gegen Miracles so viel Kartenvorteil wie möglich erwirtschaftet, da nichts an die Kartenqualität eines Decks mit 4 Sensei‘s Divnining Top, 4 Brainstorm und 4 Ponder herankommt. Generell hat Miracles auch Schwierigkeiten dabei, Planeswalker zu beantworten, welche zufälligerweise meist Kartenvorteil erwirtschaften!


Mit dem Wissen ausgestatten, wie man den drei wichtigsten Decks in Legacy und Österreich ungefähr begegnet, ist es nun an der Zeit, ein wenig darüber zu sprechen, welche Decks man denn spielen könnte, sollte man wirklich neu sein und das Verlangen verspüren, auch einmal das Königsformat spielen zu können. Man kann von niemandem erwarten, dass er sich erstmal eines der Top3-Decks des Formats kauft, nur um eben einmal in ein Format hineinschnuppern zu können. 


Zuallererst sei gesagt, dass die Legacy-Community in Österreich eine sehr gute ist. Man kann sich aufeinander verlassen und hat sich kaum vor Halsabschneidern zu fürchten. Daher ist der erste Rat den ich geben kann: „Fragt doch einmal in euer lokalen Community nach, ob jemand das eine oder andere Deck zu verborgen hat.“ – Ihr werdet euch wundern, wie oft Leute fertige Decks zu Hause liegen lassen, weil sie ja so oder so ein anderes Deck spielen.

Traut euch zu fragen, ihr werdet es nicht bereuen!

Solltet ihr jedoch den Entschluss gefasst haben, ins Legacy einzusteigen, gibt es die Möglichkeit, sich langsam in die so genannte „blaue Shell“ einzukaufen oder aber ihr gebt weniger Geld aus und pilotiert kompetitive Decks, welche zwar nicht zu den besten Decks des Formats zählen, aber dennoch ganz gut oben mitspielen können, denn das einzig wichtige ist, dass ihr Spaß habt! 


Mono-Rot-Burn ist das vermutlich beste Beispiel für ein gutes Deck, welches man schon für einen sehr geringen Preis zusammenbauen kann. Price of Progress ist ziemlich unfair in einem Format, in dem so ziemlich jedes Deck

Dualländer spielt. Einen Deckcheck hierzu und zu weiteren billigen Decks findet ihr hier.


Habt keine Angst davor, mit einem günstigeren Deck aufzukreuzen, solange ihr Spaß daran habt, macht ihr alles richtig, und solltet ihr eine gute Liste gewählt haben, steht der Qualifikationen für die Championship nichts im Wege.

Das beste Beispiel hierfür ist Michael Koch, der beim Legacy Open in Graz den 2. Platz mit MonoR Burn belegte, vor dem Turnier jedoch den 4. Eidolon of the Great Revel nicht finden konnte. Hier seine Liste:



Wenn wir schon einmal beim Thema sind: Ich kann jedem nur raten, so viele Turniere wie möglich zu spielen, um ein Gefühl für das Format zu bekommen. Die Opens sind die perfekte Gelegenheit, ins Format einzusteigen und Erfahrung zu sammeln. Opens sind Turniere mit denen man sich für die Austrian Legacy Championship qualifiziert und finden in Graz, Linz und Wien statt. 

Ich hoffe dieser kleine Überblick konnte den ein oder anderen dazu motivieren doch einmal bei einem Open mitzuspielen, und sich dabei sogar für die Championship zu qualifizieren. Solltet ihr weitere Fragen haben, scheut nicht davor zurück sie mir zu stellen!


 

 



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