Geist-reiche Zeilen #004


2015 - 01 - 15
Christopher Postel



Alles Gute im neuen Jahr an all jene, die diesen Artikel lesen. Mein Magicjahr 2014 habe ich ja im letzten Artikel zur Genüge besprochen, daher will ich hier auch gar nichts aufwärmen, sondern auf das große Thema meines heutigen Artikels eingehen: Ist mein Deck das richtige für mich?

Der Aufhänger für diesen Artikel war für mich persönlich die Steirische Meisterschaft Anfang Jänner in Graz. Und zwar weil ich mich kurzfristig umentschieden habe ein Deck zu spielen, das mir an und für sich gar nicht sonderlich liegt. Ein kurzer Abriss zur Steiermärkischen und zum Abend davor darf natürlich auch nicht fehlen, sonst ist der Hintergrund des Artikels nicht so ersichtlich.

Wie bereits erzählt, war an besagtem Samstag die steirische Meisterschaft und ich hatte das Glück, dass zwei meiner Freunde mit mir hinfahren wollten, namentlich Peppi und Andi, falls ich sie noch öfter im Artikel erwähnen werde. Auf jeden Fall waren wir am Freitag davor noch FNM spielen. Ich habe, och große Überraschung, UWr Control gespielt, und bin am Schluss mit vier Wins und einem Lose heimgegangen. Den Lose habe ich mir gegen ein Mono-Rot-Eine-Milliarde-One-Drop-Deck geholt, was zwar ärgerlich ist, aber gegen ein All-In-Deck verliert man wohl hier und da einmal. Zu Hause angekommen und nachdem ich ein Stunde Zeit zum Überlegen hatte, während ich mit meinem Hund draußen war, kam mir die glorreiche Idee, doch noch ein wenig an meinem Deck zu basteln. Die ungefähre Uhrzeit müsste so 22:00 Uhr gewesen sein. Als ich dann das nächste Mal auf die Uhr geschaut habe war es 02:25 Uhr am nächsten Tag. Keine Ahnung, wie die Zeit vergangen ist, und warum so schnell.


Ich hatte in dieser Zeit wohl zwischen fünf und sieben Decks vor mir liegen. Manchmal komplett eingesleeved, manchmal gar nicht gesleeved und manchmal halb. Zu diesen Decks gehörten, um einen kurzen Überblick zu geben, das besagte UWr Control-Deck, Mardu Midrange, das nicht so uninteressant ausgeschaut hat, Esper Control und Abzan Midrange. Keines dieser Decks sagte mir für das morgige Turnier zu, leider, denn von 02:35, nach zehnminütiger Schockstarre über die Uhrzeit, baute ich ein Abzan Aggro Deck und ging zirka um 03:00 Uhr schlafen, was auch kontraproduktiv war, da ich um 06:00 Uhr schon von daheim abgeholt wurde. Nach drei Stunden Schlaf ging es also auf nach Graz. Unsere Autogespräche erspare ich euch lieber, und so waren wir dann nach zirka eineinhalb Stunden in der Steiermark angekommen. Nach meinem ersten Energydrink kam mir dann in den Sinn, dass ich eigentlich mit dem komplett falschen Deck hier angetanzt war, denn das Deck ist sicherlich stark für jemandem, der es schon des Öfteren gespielt hatte, ich hatte genau null Playtesting damit. Wieder kontraproduktiv, denn das Turnier bestand aus drei Runden Draft und fünf Runden Standard. Da ich Khans of Tarkir zwischen fünf und zehn Mal gedraftet hatte, wäre es wohl sinnvoll gewesen, ein Standarddeck zu spielen, welches mich aus meinem womöglich desaströsen Draft herausreißen hätte können…

Schmecks! Mein Draftdeck ist ein Temur-Viecher-Deck und wird schön zerrissen. Ein Match kann ich gewinnen und stehe somit vor Standard 1:2, was man mit einem Deck aufholen könnte, das man kennt und spielen kann, aber das hatte ich nicht in Graz dabei. Die fünf Runden Standard dauern recht lang, weil der liebe Peppi gefühlt jede Runde in die Extraturns geht. Ich finde mich zwischenzeitlich auf dem vorletzten Tisch wieder, weil ich 1:4 stehe, bin aber in netter Begleitung von Andi einen Tisch vor mir und Gerald Leitzinger einen Tisch hinter mir. Im Endeffekt kommt dann mein Gegner einmal nicht und ich spiele eine Stunde mit Leitzi, dessen Gegner auch genug hatte, und am Schluss stehe ich 4:4.


Mein Glück war, dass ich von meinen Leuten noch am Besten ausgestiegen bin und mir somit die große Verarschung auf der Rückfahrt erspart blieb und wir über ganz andere Dinge plauderten. Allgemein war der Trip wohl magictechnisch zum Vergessen, es war aber trotzdem lustig, weil wir die letzten paar Monate einfach nirgends zusammen spielen waren. Das Versöhnliche an dem Ausflug ist eben, dass ich jetzt ein Thema habe, über das ich schreiben kann, und ich weiß, dass ich mit den richtigen Leuten unterwegs bin.


Nachdem jetzt alle Bescheid wissen, warum ich dieses Thema gewählt habe, möchte ich auf die Thematik selbst eingehen. Warum geht man auf ein Turnier, wo es um Preise geht, mit dem falschen Deck hin? Ich erkläre das kurz einmal aus meiner Warte, denn ich bin immer ein Kandidat für solche Aktionen. Es beginnt normalerweise eine Woche vor einem größeren Turnier, dass ich mir denke, dass mein Deck nicht gut aufgestellt ist im derzeitigen Meta.

Normalerweise teste ich dann ein wenig herum und meistens spiele ich irgendeine Variation von einem Control-Deck. Manchmal aber, wenn ich mich weniger mit Magic beschäftigt habe und aus welchem Grund auch immer mir einfällt, dass es ja das eine oder andere Deck gibt, auf das ich nicht vorbereitet bin, passiert so eine Situation, wie ich sie vorher beschrieben habe. Dann sitze ich vor Decks, die alle im Meta gut aufgestellt sind, und bastle hin und her, und dann ist es so spät, dass ich übernachtig auf ein Turnier fahre und mir selber damit schon einmal keinen Gefallen tue und dann eben noch mit dem falschen Deck, das ich dann meistens auch gar nicht so gut kenne. Zum Vergleich, was wäre passiert, wenn ich einfach mein UWr Control-Deck um fünf Karten verändert hätte und damit nach Graz gefahren wäre?! 

Erstens wäre ich ausgeschlafen gewesen und hätte mich vielleicht besser beim Draften konzentrieren können, hätte vielleicht ein stärkeres Deck gedraftet und wäre unter Umständen 2 :1 ausgestiegen, hätte dann eine bessere Ausgangsposition gehabt und auch noch ein Deck gespielt, welches ich kenne und welches mir auch bedeutend mehr Spaß macht und wäre am Schluss vielleicht auch noch mit einigen Preisboostern heimgegangen.


Wie man an meinem Beispiel sieht, ist das Ganze eine Kettenreaktion aus schlechten Entscheidungen, und ich bin mir sicher, dass ich nicht der Einzige bin, der ab und an vor einem größeren Turnier daheim sitzt und sich in letzter Sekunde ein Deck baut, weil er glaubt, dass es gerade das Richtige ist, warum auch immer.


Habe ich etwas daraus gelernt? Hoffentlich!

Auf jeden Fall einmal, dass übernachtig Magic spielen ein ziemlicher Blödsinn ist und man sich das zu allererst ersparen sollte. Weiters, dass ich kein Spieler bin, der ein Deck in die Hand nimmt und sofort so spielen kann, wie es das Optimalste ist. Hier muss man natürlich differenzieren. Gibt man mir ein Control-Deck in die Hand, werde ich es wahrscheinlich beim ersten Mal besser spielen, als wenn man mir ein Aggro- oder Combo-Deck gibt. Genauso kann man das für andere Spieltypen sehen. Wenn ich mich an ein Deck heranwage, welches nicht in meinem Wohlfühlbereich ist, sollte ich mich damit beschäftigen, und damit ist nicht gemeint, sich beim Einsleeven Zeit zu lassen.



Wie merke ich, dass mein Deck das falsche für mich ist?!

Wenn man sich entscheidet, ein Deck zu spielen, und man sich damit beschäftigt, wird man schnell erkennen, ob man so etwas gerne spielt. Das ist für mich mittlerweile der erste Punkt, auf den ich schauen werde. Weiters sollte man sich ehrlich eingestehen: wenn man zum Beispiel mit einem normalen Midrange-Deck ständig in die Extraturns geht, ist etwas falsch und man braucht einfach zu lange. Wenn man natürlich dann zu schnell spielt, sind Spielfehler die mögliche Folge. Natürlich muss man auch bedenken, wie das Deck derzeit im Metagame ist. Man kann jedes Spiel gut spielen und aus jedem Matchup Prozente herauskitzeln, wenn das Deck aber insgesamt schlecht aufgestellt ist, wird man in den meisten Fällen wohl doch immer nur ein durchschnittliches Ergebnis erzielen. Dazu kommt natürlich auch, auf welchem Level man spielt und was man von sich selber erwartet. 


Ich könnte jetzt natürlich noch weitere Sachen und Gründe anführen, warum man sich für oder gegen ein Deck entscheiden sollte oder könnte, möchte hier aber damit abschließen und vielleicht hat sich ja der Eine oder Andere in dem Artikel wieder erkannt. Spätestens wenn man dann um Uhrzeiten vor einem nichtfertigen Deck sitzt, wo andere bereits schlafen, ist es wahrscheinlich die beste Idee, sich das Deck zusammen zu stellen, das einem am Meisten liegt.


Damit möchte ich mich auch für dieses Monat verabschieden. Wir sehen uns natürlich noch in den Videos, dieses Monat sogar öfter als sonst, denn es ist das Release von Fate Reforged und daher wird es wieder eine Woche lang Spoiler Alarm geben. Wie immer könnt ihr mir natürlich hier wieder eure Meinung hinterlassen oder auf Facebook oder Twitter.


Christopher Postel

Geist of Saint Meidling




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